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Wie hat sich die Pflanzenvielfalt im Kanton Zürich in den vergangenen 200 Jahren verändert? In den Vereinigten Herbarien der Universität Zürich und ETH Zürich lagern rund 3.8 Millionen naturhistorische Objekte. Diese Objekte bestehen aus konservierten Organismen, ergänzt mit Textinformationen zur Identifizierung des Objekts, dem geographischen Ursprung und der Person welche das Material gesammelt hat. Bei Herbarbelegen von Samenpflanzen und Farnen wird das Pflanzenmaterial für die Konservierung gepresst, getrocknet und auf Papierbögen für die sichere Handhabung und Lagerung montiert. Naturhistorische Objekte stellen Proben von Datenpunkten dar, wann und wo welche Organismen auf der Erde vorgekommen sind. Sammlungen von konservierten Pflanzen und Tieren kennt man seit etwa fünf Jahrhunderten. Sie dokumentieren die Vielfalt des Lebens auf der Erde. Konservierte Pflanzen und Tiere wurden von Entdeckern an den entlegensten Orten der Welt gefunden oder von engagierten Amateuren in ihrer unmittelbaren Nähe. Weltweit lagern in rund 8'000 Sammlungen von öffentlichen Museen und Forschungseinrichtungen mehr als 3 Milliarden naturhistorische Objekte. Naturhistorische Sammlungen spielen eine herausragende Rolle bei der Dokumentation der Artenvielfalt und bei der Bereitstellung der Informationsressourcen für die Forschung in der Systematik, der Biogeographie und der Naturschutzbiologie. Sie ermöglichen u.a. die Untersuchung von durch den Menschen hervorgerufenen Veränderungen in der Biodiversität auf der Erde. Solche sammlungsbasierten Studien umfassen Untersuchungen zu geographischen Veränderungen der Verbreitungsgebiete, zeitlichen Verschiebungen von Verhalten wie Blütezeit von Pflanzen im Frühjahr oder Migration zu Nistplätzen von Vögeln, bis hin zu evolutionären Veränderungen in Populationen über Zeiträume von Jahrzehnten und Jahrhunderten. Die Digitalisierung von naturhistorischen Objekten ist ein iterativer Prozess der Informationsanreicherung und stellt eine wesentliche Weiterentwicklung der wissenschaftlichen Nutzung der Proben dar. Die Digitalisierung umfasst die elektronische Registrierung der Objekte in Datenbanken und die Aufzeichnung von digitalen Bildern. Die Informationen werden über Internetportale online präsentiert und sind damit für die Wissenschaft viel besser zugänglich. Viele naturhistorische Sammlungen und Museen, einschliesslich unserer, unterhalten Portale, um Datensätze von digitalisierten Exemplaren zu präsentieren und Forschenden sowie einer breiten Öffentlichkeit weltweit zugänglich zu machen. Die Beteiligung von Citizen Scientists an der sammlungsbasierten Naturforschung eröffnet einen vielversprechenden Weg, das Interesse an Forschung über die Vielfalt der Lebewesen zu verbreiten und damit das Bewusstsein über den Rückgang der Biodiversität und die Problematik des globalen Wandels zu stärken. Im Rahmen des Bürgerwissenschaftsprojekts „Flora des Kantons Zürich“ (FloZ) hat sich die Zürcherische Botanische Gesellschaft (ZBG) zum Ziel gesetzt, die historische Verbreitung von rund 600 Pflanzenarten im Kanton Zürich aufzuarbeiten und mit dem aktuellen Zustand zu vergleichen. Grundlage dieser Arbeit sind ca. 90'000 Fundbelege in den Vereinigten Herbarien der Universität und ETH Zürich. Die Identifikation der Herbarbelege werden von ehrenamtlich tätigen Expertinnen und Experten verifiziert, fotografiert und über ein Internet-Portal verfügbar gemacht. Insgesamt 20 Ehrenamtliche engagieren sich bei der Aufarbeitung, transkribieren online Herbaretiketten und zeichnen die Fundorte auf historischen Karten ein.
Projektbeteiligte:
Graphikerin: Tanja Hess |